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Lesung: Gesten & Geräusche // Dirk Bernemann

16. September 2019 - Kneipe, Kunst

Der Berliner Autor Dirk Bernemann ist im Herbst 2019 mit seinem aktuellen Buch GESTEN & GERÄUSCHE auf Lesetour. Ein Buch über Musik. Wenn aus Liedern Texte werden. Textkompositionen, die immer ins Persönliche ragen und das Politische berühren.

GESTEN & GERÄUSCHE beschäftigt sich mit all diesen Phänomenen und wie es war sich einen Geschmack anzueignen, zu zementieren und ständig zu hinterfragen. Die Hauptfigur ist der Autor selbst, aber irgendwie auch überhaupt nicht. Eigentlich liest man die ganze Zeit Geräusche, die zu Literatur geworden sind und zu denen man im Zweifelsfall tanzen kann.

„Es fühlte sich an wie 10 Jahre ohne Frischluft. Ich wusste bereits, es ging ums Überleben. Also diese Art von Überleben, die man sich jenseits von normalem Funktionieren wünscht. Freiräume schaffen, Platz schaffen, Plätze behaupten, sich selbst behaupten. Jeden Tag geht es darum, es geht wirklich immer darum, dem Leben was abzugewinnen, nicht nur der Zeit beim Verstreichen zuzusehen, sondern sie aktiv zu nutzen. Auch wenn es einen zeitweise maßlos erschöpft, ist das, so glaube ich, die beste Art zu leben. Das Sterben tritt von selbst ein, egal, ob du davor lebendig oder schon tot warst.“

„Ich hatte so eine Britpopphase, in der ich dachte: Das ist es jetzt. Zieh dich scheiße an, lass deinen Friseur Experimente machen. Vielleicht einfach nicht hingucken beim Haare schneiden. Sei cool und sage nichts. Fahre in den Urlaub nach Manchester und Liverpool. Rede dir ein, dass das Scheißwetter deiner Melancholie irgendwie entspricht. Höre Musik ohne Botschaft, genieße die völlige Leere der 90er Jahre und gewöhn dich an Alkoholismus. Steh in der Ecke rum und sei unbeliebt und gleichermaßen beliebt. Sieh zu, wie Zeit vergeht, sieh zu, wie alles egaler wird. Sieh zu, wie du selbst egal wirst. Stirb irgendwann und schreibe in dein Testament die Playlist für deine Beerdigung. Fühle dich dabei popkulturell relevant. Akzeptiere bitte nie, dass du eigentlich ein Vollidiot bist.“
aus dem Kapitel: Musik für reguläre Menschen

Herr Bernemann war schon als Kind fasziniert von Musik und schönen, aber auch nicht so attraktiven Worten. Herr Bernemann schreibt Bücher voller Geschichten und Gedichte. Nicht alle Gedanken, die er hat, findet er selber gut, einige hasst er sogar. Die deutsche Sprache ist für den Herr Bernemann ein Fahrzeug mit dem er in alle Regionen menschlichen Empfindens einfahren kann. Seine Texte sind wie alte Bekannte mit neuen Gesichtern, wie alte Drogen mit neuen Wirkstoffen, wie bekannte Plätze mit neuen Häusern.

Der Krieg von früher mit den Waffen von heute gegen die Feinde von immer. Der Versuch, in all dem Schrecken Hoffnung zu finden, gleicht zuweilen dem Bestreben, im Auge des Taifuns ein Schaf zu streicheln, um es zu beruhigen. Wenn der Kunstbetrieb eine Firma ist, will Dirk Bernemann nicht ihr Angestellter sein.

„Wenn ich Bücher schreiben würde, würde ich immer so schreiben wollen wie Bernemann. Und würde immer wieder feststellen, dass ich das niemals so hinbekommen würde. Ein absolutes Muss. Ein absolutes Feuerwerk an Sprache, Stimmung und Storytelling. ich kann nur immer wieder behaupten: Ich bin selten Fan. Aber hier bedingungslos.“ Benjamin Griffey//Casper

„Dirk Bernemann schafft es, die tiefsten und oft auch widerlichsten Abgründe in reine Poesie zu verwandeln.“ Helmut Krauss//Schauspieler, Synchronsprecher

Einlass ist um 19 Uhr. Eintritt: 6-9€.

Scheduled Kneipe Kunst