Vortrag von Antifa en détail
Türkische Ultranationalist_innen, auch Graue Wölfe oder Ülkücüler genannt, haben in der Ausgestaltung der türkischen Republik immer eine bedeutende Rolle gespielt. In Deutschland sind die türkischen Ultranationalist_innen seit den 60er Jahren die größte Gruppierung mit menschenverachtenden Einstellungen unter den zugewanderten Communities. Jedoch hat das Phänomen im öffentlichen Diskurs, wissenschaftlichen Abhandlungen und politischen Positionspapieren nur unzureichend Niederschlag gefunden.
Dabei ist es längst überfällig, die unterschiedlichen Rollen, Selbstpositionierungen und potenziellen Handlungsräume von ultranationalistischen Frauen in einem sich wandelnden und widersprüchlichen Feld sichtbar zu machen und zu problematisieren. Aufschlussreich für das Verständnis der involvierten Subjekte sind dabei u.a. die Rekonstruktion der Politisierungsmomente, welche Identifikationen von den Frauen vorgenommen werden und welche Werte weshalb vertreten werden.
Nicht nur die Frage nach den Motivationen der ultranationalistischen Frauen, sondern auch jene nach den Zielen ihres politischen Handelns wird die Referentin Lena Wiese beantworten, die im Rahmen ihrer Masterarbeit qualitative Interviews mit türkischen Ultranationalistinnen geführt und ausgewertet hat. Es ist ihr Anspruch, die Ultranationalistinnen, die auf eine spezifische Art und Weise in ultranationalistische Strukturen eingebunden sind, als politische und eigenständig handelnde Subjekte ernstzunehmen und sichtbar zu machen. Denn es ist davon auszugehen, dass ihre Bedeutung weiter zunehmen wird.